Eva Borcherding - Theaterkonzept Puppe Hoffnung:
Historie

Das Theaterstück Puppe Hoffnung bezieht sich auf die historischen Vorgänge im Hamburger Arbeitslager Neuengamme und auf die Ereignisse im polnischen Sobibór, einem Vernichtungslager am östlichen Rand des nationalsozialistischen Machtbereichs. Sobibór steht mit seiner einmaligen Geschichte - einem gelungenen Massenaufstand der Häftlinge - allem entgegen, was die erdrückende Normalität der Konzentrationslager für die Insassen bedeutete.

Alleine in einem Arbeitslagern wie Neuengamme, mit seinen Außenstellen in ganz Norddeutschland, gingen 55.000 Menschen elendig zugrunde. Es waren zumeist ausländische, politische Gefangene – Männer wie Frauen. Von den Machthabern wurde jeder offene Widerstand gewaltsam unterdrückt. Das Leben und Sterben geschah inmitten der deutschen Gesellschaft - und ohne nennenswerten Protest.

Nur die Existenz der reinen Vernichtungslager wurde weitgehend geheimgehalten. Diese Lager befanden sich außerhalb des Reichsgebiets und dienten ausschließlich der Ermordung der jüdischen Bevölkerung aus Deutschland und dem besetzten Europa. In einem Vernichtungslager zählte nicht mehr die Arbeitsfähigkeit des einzelnen - sodass leben durfte, wer arbeiten konnte - sondern fast ausnahmslos alle starben, die dorthin kamen. Es wurden nur einige hundert Arbeitshäftlinge am Leben gelassen und gezwungen, mitzutun, hauptsächlich bei der aufwendigen Sortierung und Verwertung der von den Eingelieferten mitgebrachten Gepäckstücke. In Sobibór starben innerhalb von zwei Jahren 250.000 Menschen. Das Fahrtenbuch des angrenzenden Bahnhofs vermerkt u.a. die Ankunft von Zügen aus Holland, Frankreich, Deutschland, Polen und Tschechien. Die Ankömmlinge waren völlig ahnungslos, man hatte ihnen gesagt, sie würden zum Arbeiten umgesiedelt. Und man täuschte sie bis sich die Gaskammertüren hinter ihnen schlossen - Zeit und Gelegenheit, an Widerstand oder Flucht zu denken, ließ man ihnen nicht.

Überlebende von Vernichtungslagern gibt es fast keine, Sobibór ist eine große Ausnahme. Im Oktober 1943 fand dort ein bewaffneter Häftlingsaufstand statt. Die Revolte gelang und 300 Arbeitshäftlinge konnten fliehen... Dieser Vorgang blieb in der Geschichte der Konzentrationslager einmalig. Die SS löste nach dem Aufstand das Lager Sobibór auf und pflanzte Kiefern und Lupinen auf der Asche der Menschen und Gebäuden. Andernorts setzte sie das Töten planmäßig fort bis zum Ende des Krieges.






http://www.puppe-hoffnung.de | Eva Borcherding | 11.2006